„Sieben Platten?! Was für Platten?“
Nicht einmal die meisten Hamburger selbst wissen, dass es sie gibt.
„Sieben Orte für Hamburg“ – das sind sieben quadratische Stahlplatten. Sie sind bodengleich eingelassen, sodass man sie im Alltag nicht wirklich beachtet.
Auf jeweils einem der Plattenränder sind Begriffe eingraviert:
ORT, RICHTUNG, KÖRPER, INNEN AUSSEN, BEWEGUNG, RAUM und ZEIT.
Die Platten verteilen sich auf einem fast kreisförmigen Rundgang in der Innenstadt. Wer sie zu Fuß aufsucht, wird etwa eine Stunde benötigen, doch der Weg führt ihn dann von der Kunsthalle über den Deichtorplatz, den Jungfernstieg bis nahe an die Lombardsbrücke.
Es ist die erste Arbeit des Hamburger Künstlers und Kunstprofessors Franz Erhard Walther für den öffentlichen Raum. Bereits 1970 konzipiert, wurde sie aber erst 1989 realisiert.
Sie sollen keine ästhetischen Objekte darstellen; es steckt ein tieferer Sinn dahinter:
Entscheidend an ihr ist, daß sie nicht als eine Skulptur zur Ansicht gedacht ist. Weder die Stahlplatten noch die Begriffe wollen als ästhetische Objekte betrachtet werden. Umgekehrt sind sie aber auch nicht als Sockel konzipiert, die es dem Betrachter ermöglichen, vom Strom der Passierenden als Skulptur erkannt zu werden. Vielmehr fordern sie ihn dazu auf, aus seiner kontemplativen Rolle herauszutreten und sich selbst als Teil einer denkenden Skulptur zu begreifen.
„Sieben Orte für Hamburg“ ist mit einem Instrument vergleichbar. Wer sich auf die Platten stellt, erhält einem Handwerker nicht unähnlich ein Werk-Zeug die Platten samt Begriffe und einen Werk-Stoff sich selbst und die Umgebung zur Hand. „Sieben Orte für Hamburg“ lädt den Betrachter folglich dazu ein, im Rahmen der vorgegebenen Begriffe und Örtlichkeiten zu ‚handeln‘. Zweifelsohne ist damit eine mentale ‚Handlung‘ gemeint, deren Ausgang je nach Person und Ausführendem offen ist. So kann der Begriff KOERPER persönlich oder allgemein, in Bezug auf die Umgebung oder auf vorhergegangene Begriffe, wissenschaftlich oder mythologisch gelesen werden und mit entsprechenden Inhalten vom Betrachter gefüllt werden. Doch egal in welchen Bedeutungszusammenhängen er den Begriff liest und interpretiert: entscheidend an „Sieben Orte für Hamburg“ ist, daß sie den betrachtenden Menschen als den agierenden einfordern.
Diese „Schnitzeljagd“ ist für Touristen gut geeignet, da sie einiges von Hamburg zu sehen bekommen. Doch da selbst kaum ein Hamburger diese Platten kennt, ist es auch für sie eine Möglichkeit, den Ziellosen Spaziergängen einen Sinn zu geben und mehr über die eigene Stadt kennenzulernen.
Man muss bedenken, dass es nun 25 Jahre her ist, als dieses Konzept umgesetzt wurde. Es ist auch wirklich nur eine kleine Runde, die das Zentrum abdeckt. Bis heute ist viel erbaut worden und in Hamburg gibt es noch viel Schönes und Sehenswertes zu bieten:
der Hafen, die HafenCity, der Michel, der Alte Elbtunnel, die Außenalster, die Reeperbahn, und vieles mehr.
Mit einem Freund habe ich diese Platten aufgesucht, jedoch mit dem Fahrrad, sodass wir keine 30 Minuten gebraucht haben. Zudem haben wir uns nur auf die Platten konzentriert und uns nicht die Umgebung angeschaut. Wir hatten Spaß beim Finden und haben auch Fotos von unseren Funden gemacht.
Ich habe ich eine Übersicht der Standorte angefertigt, damit ihr einen Überblick habt:
Standorte der sieben Bodenplatten mit ihren jeweiligen Begriffen:
„ORT„: Hamburger Kunsthalle, Ecke Glockengießerwall / Ernst-Merck-Straße
„RICHTUNG„: Grünfläche Deichtorplatz
„KÖRPER„: Ecke Altländerstraße / Springeltwiete
„INNEN AUßEN„: Ecke Meßberg / Fischertwiete / Pumpen
„BEWEGUNG„: Ecke Domstraße / Ost-West-Straße
„RAUM„: Jungfernstieg bei der Reesendammbrücke
„ZEIT„: Lombardsbrücke, am Ufer der Binnenalster
(Diese Reihenfolge ist vorgesehen, denn so entsteht ein guter Rundgang durch Hamburg.)
Hier noch einige Impressionen unserer Rundfahrt:
(Fotos gemacht mit der Actioncam SJ4000)
Vielen Dank für die super Aktion, unglaublich was man alles noch zu entdecken hat, dass man 1000 mal schon wahrscheinlich vorbei gelaufen ist, jetzt über einen Umweg über Gerhard Richter auf Frank Walther gekommen und damit auf die Platten und damit auf Euch.
Auf ein gesundes erfülltes 2021!
KD
Wow! Vielen Dank für das hochholen dieses Beitrags. Ja, die sind sehr unauffällig ins Stadtbild integriert. Bin selbst zufällig darauf gekommen und habe die „Schnitzeljagd“ mit einem Freund gemacht.
Alles Gute für 2021!
Schön mein Schatz!