Sony stellt mit der RX0 eine neue Ultrakompaktkamera vor. Der Hersteller selbst bezeichnet sie bewusst nicht als Action Cam, da sie mehr sein soll, als solch ein „Spielzeug“ à la GoPro.
RX0 – Mehr, als eine Action Cam
Auch wenn es Sony nicht unbedingt gern hört, ist es für die Meisten eine Action Cam. Diese Form hat sich einfach in den Köpfen der Menschen so eingebrannt. Aber die RX0 ist tatsächlich mehr, als das.
Die Sony DSC-RX0 ist mit dem 15,3 Megapixel Exmor RS™ CMOS-Sensor, dem BIONZ X™ Bildprozessor, sowie einem festen 24mm Weitwinkelobjektiv von ZEISS® Tessar mit F4-Blende ausgestattet. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen erreicht man so eine hohe Lichtausbeute. Mit dem mehr als doppelt so großen Bildsensor, im Vergleich zu GoPro, Yi und Co., sollte sich die Konkurrenz warm einpacken.
Zusätzlich hat Sony das 59x40x30 mm kompakte Gehäuse der RX0 so gebaut, dass sie nach IPX8-Norm bis zu 10m wasserdicht und nach MIL-STD810G-Standard stoß- und bruchfest sein soll.
Profiqualität im kleinen Gehäuse
Der Sony Bionz X-Prozessor hat eine Hochgeschwindigkeits-Verschlusszeit von bis zu 1/32.000 und der Hochgeschwindigkeitsauslöser reduziert Verzerrungen bei sich schnell bewegenden Motiven.
Serienaufnahmen sind mit bis zu 16 Bildern pro Sekunde möglich. Aufnahmen im RAW-Format bietet die RX0 selbstverständlich auch.
Sie soll bis zu 1.000 Bilder pro Sekunde aufnehmen können – das ist 40x schneller, als ein normales Video. So sind Super Slow Motions möglich und diese sogar mit Audioaufnahme.
Zusätzlich ermöglichen Einstellungen für Bildprofil und S-Log2 Gamma Videoaufnahmen in Profiqualität. So kann sich jeder, der sich damit auskennt, ausleben und die Videos so anpassen, wie es ihm beliebt.
Man hat die Wahl zwischen XAVC S oder AVCHD Videoaufnahmen, wobei insbesondere professionelle Filmer wohl das XAVC S Format mit niedriger Komprimierung wählen werden.
Im Zusammenspiel mit mehreren RX0-Cams erlaubt Sony umfangreiche Steuerungsmöglichkeiten um beispielsweise VR-Aufnahmen zu erstellen. Man kann bis zu 15 Kameras mit der separat erhältlichen Funkfernbedienung steuern, ansonsten aber auch per Smartphone und Tablet.
Die RX0 besitzt neben einem voreingestellten Fokus, der Objekte automatisch scharf stellt, auch einen manuellen Fokus – sogar mit Peaking-Funktion für eine genauere Fokussierung!
Einen Touch Screen besitzt die Kamera nicht, aber dafür können beliebige Tasten mit häufig genutzten Funktionen belegt werden, um die Kamera an den eigenen Aufnahmestil anzupassen. So sind die gewünschten Einstellungen direkt nutzbar und ermöglichen eine schnellere und intuitivere Kamerabedienung.
Mit einer vollen Akkuladung, soll die RX0 bis zu 240 Bilder und 100 Minuten Video schaffen. Klingt nicht viel, ist es auch nicht unbedingt.
Videos in 4K-Qualität und hohe Bildwiederholraten, aber…!
Die Sony RX0 wird groß angekündigt mit Super Slow Motion und unkomprimierter HDMI-Ausgabe in 4K. Doch an dieser Stelle muss man genau lesen! Was heißt das denn überhaupt, „unkomprimierte HDMI-Ausgabe in 4K“? Unkomprimierte Videos sind weder einer Datenreduktion noch einer Datenkompression unterworfen worden – verlustfrei mit allen Informationen. Bei der RX0 kann diese verlustfreie 4K-Auflösung aber lediglich auf einem externen Aufnahmegerät festgehalten werden, welches man dann erst einmal besitzen muss. Selbst speichern tut die Kamera die Aufnahmen in diesem Format nicht, sondern nur maximal FullHD!
Das extern aufgenommene Videomaterial wird dafür ohne Pixel-Binning und Line-Skipping aufgenommen. Bei einem 4K-Video ohne Bildfehler und Moiré-Effekt, sieht das Bild auf einem entsprechenden Bildausgabegerät sehr eindrucksvoll aus.
Sony verspricht viel, verschweigt aber einiges: Schaut man sich das Datenblatt an, erkennt man, dass bei den Aufnahmen ab 240fps die Auflösung rapide sinkt. Man hat hierfür die Möglichkeit „Quality Priority (Pixel Qualitätspriorität)“ und „Aufnahmezeitpriorität (Shoot Time Priority)“ zu wählen. Im folgenden Bild sieht man, dass die Pixel auf bis zu 800 x 270 Pixel sinken. Wird die Qualität da noch zufriedenstellend sein?
Teilweise veraltete Technik
Sony setzt beim USB-Port weiterhin auf Micro-USB und USB 2.0. Das integrierte WLAN funkt lediglich mit 2,4 Ghz, der 5 Ghz Kanal wird ignoriert. Wie zuvor erwähnt, ist das rückseitige 1,5 Zoll-Display der RX0 nicht touch-fähig, sondern wird mit Hardware-Buttons bedient.
Mit dem Unterwassergehäuse, das separat erhältlich sein wird, kann die Kamera sicherlich weiterhin normal bedient werden. Mit einem Touch Screen würde dies wohl erschwert werden bis unmöglich sein.
Da der 5 Ghz Kanal mittlerweile sehr häufig genutzt wird, verstehe ich nicht, weshalb dieser nicht aufgenommen wurde.
Beim USB-Port scheiden sich die Geister: USB-C ist nicht bei jedem beliebt. Doch es ist einfach schneller und in Zukunft wird es wohl zum Standard werden.
Fazit: Professionelle Ultrakompaktkamera, aber keine Action Cam
Als Konkurrenz für GoPro oder YI sehe ich die Sony RX0 nicht. Sie ist keine klassische Action Cam, sondern richtet sich wirklich an professionelle Nutzer. Sie hat ihre Stärken an anderen Stellen, die im klassischen Action Cam Bereich nicht unbedingt zur Geltung kommen. Die YI 4K+ kann sich mit 4K60fps weiterhin an der Spitze in ihrem Segment sehen. Die GoPro Hero5 ist dennoch sehr beliebt, aufgrund des Rufes und des Marketings.
Kurzum: Die Sony DSC-RX0 ist kein GoPro Killer, wie man es so gerne sagt. Sie ist einfach keine Action Cam, auch wenn es ihre Form suggeriert.
Die RX0 soll ab Oktober für stolze 850 Euro erhältlich sein. Zubehör wie Unterwassergehäuse, Fernbedienungen, Filterblenden und Ersatzakkus wird es ebenfalls geben.
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