Cheetah Mobile. Ein Unternehmen, das den Meisten von Euch wohl unbekannt sein wird. Dabei nutzen viele Leute mindestens ein Produkt, das von Cheetah Mobile stammt. Zumindest die Android-Nutzer.


Cheetah Mobile – Der unbekannte Riese

Ich habe kürzlich mal gezählt, wie viele Apps ich so auf meinem Smartphone installiert habe. Es sind Dutzende. Im Laufe meines Smartphone-Lebens waren es sicher mehrere Hundert. Viele habe ich ausprobiert, sie dann aber für unnütz befunden und wieder deinstalliert. Es gibt aber etliche, die nutze ich täglich. Oftmals weiß ich aber nicht, von wem all diese Apps sind. Wenn ich ein Auto kaufe, weiß ich selbstverständlich, wer es hergestellt hat. Bei Elektronik und Kleidung auch. Aber bei Apps?! Okay, die wirklich großen Hersteller kenne ich: Facebook, Instagram – die sind von Mark Zuckerberg. Apples eigene kleine Programme kenne ich ebenfalls. Aber was ist mit Clean Master?

Clean Master ist eine App, die eigentlich jeder Android-Nutzer mindestens einmal ausprobiert hat und vielleicht auch bis heute noch nutzt. Das liegt auch daran, dass Clean Master in vielen Smartphones vorinstalliert ist, so auch bei Samsung. Die App ist übrigens von Cheetah Mobile – einem Software-Konzern aus China. Clean Master ist Cheetahs Flaggschiff. Unter den mehr als 100 Millionen Apps im Google Play Store ist das Programm das wohl bekannteste Performance-Tool für Android-User. Ob man solch eine App, bei den heutigen Smartphones mit endloser Power, benötigt, das ist eine andere Geschichte.
Obwohl Cheetah Mobile erst im Jahr 2010 gegründet wurde, gilt Cheetah als drittgrößter Publisher im Google PlayStore – nach Facebook und Google selbst. Ich hatte die Gelegenheit, David Wu, den Vizepräsidenten des globalen App-Marketings im Hamburger Betahaus zu treffen. Dorthin lud Cheetah interessierte Journalisten und Blogger ein, um den App-Hersteller einmal näher kennenzulernen.

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Kostenlos telefonieren mit WhatsCall

Wie kann Cheetah Mobile nur so erfolgreich sein, ohne dass es jemanden mitbekommen hat? „Cheetah Mobile wurde vor sechs Jahren in Peking gegründet. Mit nur einer App: Clean Master. Heute haben wir mehr als 40 Apps publiziert und weltweit etwa drei Milliarden aktive Nutzer“, erzählt Wu. Mit ihren Apps decken die Chinesen so ziemlich alle Gebiete ab: Entertainment, Fotografie, Games und auch Kommunikation. Eine der aktuellsten Apps ist WhatsCall. Eine App, die es ermöglicht, weltweit kostenlos zu telefonieren. Wir sprechen hier nicht von Skype oder WhatsApp. Bei diesen Messengern benötigen beide Teilnehmer eine Datenverbindung. Bei WhatsCall nur derjenige, der den Anruf aufbaut. Der Angerufene nimmt das Gespräch wie einen normalen Anruf an – egal ob Mobil oder Festnetz. Um die Leute anzurufen, benötige ich Credits. Die kann ich mir in der App verdienen, indem ich mir zum Beispiel Werbevideos ansehe, am Glücksrad drehe oder andere User zu WhatsCall einlade.
„Das ist unser Geschäftsmodell. Wir handeln mit Werbung. Daher sind all unsere Apps kostenlos“, sagt Wu.
Dann will ich wissen, ob es schon mal böse Worte von etablierten Mobilfunk-Providern in Europa gab? Wu schiebt sich die Brille zurecht und entgegnet: „Im Gegenteil. In Indien, wo wir wirklich groß sind, kommen die Provider auf uns zu und wollen mit uns Geschäfte machen. Mit WhatsCall bringen wir die Telefonie zurück.“

Ihr und ich seid vielleicht nicht die Hauptzielgruppe von WhatsCall, denn fast alle meine Kontakte weltweit haben mobiles Internet oder WLAN. Aber was ist mit Flüchtlingen oder Saisonarbeitern aus Ländern, in denen die Angehörigen keine Datenverbindungen haben?
In diesem Zusammenhang zückt Wus Kollege Michael Yeh das Smartphone und zeigt mir eine neue Funktion: In WhatsCall kann ich Credits, die ich aktuell zu viel habe, spenden. Diese Credits bekommen dann Menschen, die es wirklich benötigen. In diesem Fall ist die Spende für Telefonate nach Syrien gedacht. Eine schöne Idee Menschen zu unterstützen, die es nötig haben.

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Dennoch kann es auch für diejenigen interessant sein, die oft auf Reisen sind und sich im Ausland nicht unbedingt eine SIM-Karte kaufen möchten. Einfach täglich ein paar Credits sammeln, das läppert sich nach wenigen Wochen. So hat man genug Credits, um beispielsweise kurze Telefonate im jeweiligen Land oder in die Heimat zu führen.
Die Tarife kann man in der App einsehen. Sobald man eine Nummer anruft, steht dort auch, für wie viele Minuten das Guthaben, für das jeweilige Telefonat, ausreicht. Eine Verbindung zum WLAN benötigt man dann aber trotzdem.
Lasst Euch nicht von der englischen Sprache irritieren, die App läuft auch auf Deutsch, wenn Eure Systemsprache ebenfalls Deutsch ist.

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Live.me ab 2017 offiziell in Deutschland

Wie es für Cheetah weitergeht? Wu fasst es zusammen: „Wir wollen das Leben der Menschen smarter machen“. Dafür investiert Cheetah aktuell in etliche Start-Ups im Silicon Valley. Es geht aber auch anschaulicher. Wu zückt sein Mobiltelefon und zeigt mir eine App namens Live.me. Auch wenn mich die App auf den ersten Blick an Periscope, Meerkat oder Facebook Live erinnert, zeigt es doch, wie Cheetah Mobile denkt.
Für Viele in den USA ist Live.me DAS neue Social Media-Tool. Hier hat jeder die Möglichkeit, seinen Content live zu streamen, ohne direkt noch die Einschränkungen eines Algorithmus, wie er auf Facebook selektiert, erleben zu müssen. Der Clou an Live.me ist, dass Influencer direkt einen Shop integrieren können. Neben allerhand virtuellen Dingen, können Fans so auch direkt Merchandising kaufen. Bei keinem anderen Livestreaming-Dienst ist das in dieser Form so möglich. „2017 gehen wir mit Live.me auch in Deutschland an den Start“, erzählt mir Wu.


Auf nach Taiwan!

Bevor wir uns verabschieden, fragt mich David Wu noch, ob ich jemals in Taiwan gewesen sei. Leider war ich noch nie in Taiwan, geschweige denn generell in Asien und verneinte. Daraufhin lädt er mich mit asiatischer Höflichkeit einfach mal nach Taiwan ein. What? Wie cool ist das denn?! Im besten Fall bin ich dann Anfang des nächsten Jahres in Taiwans Hauptstadt Taipeh und werde sicher tolle Dinge sehen und erleben. Natürlich teile ich dann alles mit Euch! Wenn jetzt ich daran denke, dann bin ich schon etwas aufgeregt.

Danke, Cheetah Mobile. Danke, David Wu!