Stell dir vor, jemand sitzt dir gegenüber, spielt mit einem schlichten Ring am Finger und in Wahrheit misst das Ding gerade seinen Puls, analysiert den Schlaf und berechnet, wie kaputt er wirklich ist. Willkommen bei Smart Rings.

Worum es hier geht

Smartwatches hängen schon an jedem zweiten Handgelenk, also sucht die Industrie den nächsten Körperteil. Ergebnis: Ringe mit Sensoren. Spätestens mit dem Samsung Galaxy Ring ist das Thema im Mainstream angekommen. Das Teil trackt Schritte, Puls, Sauerstoff, Schlaf und Belastung, alles ohne Display, komplett im Hintergrund.

Dazu kommen Platzhirsche wie der Oura Ring, der vor allem für Schlaf und Gesundheitsdaten gelobt wird, aber teuer ist und ein Abo verlangt. Günstigere oder abonnementsfreie Alternativen wie der Ultrahuman Ring Air oder der Amazfit Helio Ring setzen ebenfalls auf Schlaf, Regeneration und möglichst unauffälliges Design, kämpfen aber teils mit kürzerer Akkulaufzeit und weniger ausgereifter Software.

Kurz gesagt: Der Finger wird zum neuen Datenport. Genau wie bei den aktuellen AI-Brillen verschiebt sich der Computer immer näher an den Körper – nur diesmal eben an die Hand statt ins Gesicht. Die Frage ist nur, ob das sinnvoll ist oder einfach die nächste Tech-Spielerei.

Was Smart Rings wirklich gut können

1. Du vergisst sie einfach
Viele Tester schreiben, dass sie den Ring nach kurzer Zeit kaum noch wahrnehmen. Gerade nachts ist ein Ring deutlich angenehmer als eine klobige Uhr am Handgelenk. Oura und Ultrahuman werden fast durchgängig für Tragekomfort und Schlaftracking gelobt.

2. Diskretion statt leuchtendem Mini-Smartphone
Keine Notifications am Handgelenk, kein Display, das beim Essen aufblinkt. Der Galaxy Ring setzt genau darauf: komplett screenlos, dafür Fokus auf Wellness und Schlafscores.

3. Gute Daten, vor allem für Schlaf und Erholung
Oura gilt weiterhin als Benchmark für Schlafanalyse, Tendenzen im Stresslevel und Regeneration. Amazfit positioniert den Helio Ring klar als Tool für Sportler, die Erholung tracken wollen, ohne an der Uhr rumzuspielen.

4. Akku und Abo (je nach Modell)
Die meisten Ringe halten mehrere Tage durch. Samsung hebt sich positiv ab, weil es anders als Oura kein Abo verlangt, preislich aber trotzdem im Premium-Segment liegt.

Die ehrlichen Schwächen

1. Teurer Zweittracker
Viele Reviews zum Galaxy Ring sagen recht deutlich: Nett, aber im Prinzip machst du nichts, was eine Galaxy Watch nicht schon kann. Nur bequemer und diskreter.

2. Ökosystem-Falle
Beim Galaxy Ring bist du im Samsung-Kosmos. Ohne Galaxy Handy ist das Ding praktisch sinnlos. Oura und Ultrahuman sind offener, aber dafür eben mit Abo oder Eigenheiten in der App.

3. Daten ja, Aktionen nein
Ein Ring kann viel messen, aber nichts direkt anzeigen oder steuern. Keine Musiksteuerung, keine Navi-Pfeile, keine Anrufe. Er ist Datensammler, kein Mini-Computer. Wer von der Apple Watch oder Galaxy Watch kommt, empfindet das schnell als Rückschritt.

4. Softwarereife und Akkuthemen
Bei Newcomern liest man häufig von schwankender Softwarequalität und Batterielaufzeit, die in der Praxis deutlich unter den Herstellerangaben liegt. Beim Ultrahuman Ring Air zum Beispiel berichten Nutzer von Firmware-Fixes, die nötig waren, damit der Akku nicht nach einem Tag stirbt.

Meine Einschätzung: Für wen lohnt sich so ein Ring wirklich?

Für viele wird ein Smart Ring ein Luxusproblem bleiben. Wenn du schon eine Smartwatch trägst, deine Schlafdaten dort okay sind und du nichts vermisst, ist der Galaxy Ring eher teurer Fingerschmuck mit Doppel-Funktion.

Spannend wird es da, wo Uhren nerven. Menschen, die im Alltag keine Uhr tragen wollen, im Büro nicht ständig auf das Handgelenk schauen möchten, nachts nichts am Arm ertragen, aber trotzdem ihren Körper besser verstehen wollen. Genau da machen Smart Rings plötzlich Sinn.

Ich sehe Smart Rings als Nischenupgrade. Nicht der neue Massenstandard wie damals das Smartphone, eher wie Noise-Cancelling Kopfhörer: Wenn du einmal reinfällst und es zu deinem Leben passt, willst du es nicht mehr hergeben. Wenn nicht, fragst du dich nur, warum alle dafür so viel Geld ausgeben.

Dein Turn

Wie sieht es bei dir aus: Würdest du dir eher einen Smart Ring als Ergänzung holen oder die Uhr direkt ersetzen lassen? Oder sagst du, ein weiterer Tracker mehr in deinem Leben wäre einer zu viel? Schreib gern, ob du Team Handgelenk, Team Finger oder Team Kein Tracking bist.